Pink Elephant Cooking

Daisy: "Life is short even when you're ten feet tall."

Flippo: "Yoga und Ernährung. Das sind für mich die zwei Seiten eines Ganzen."

Portrait

Das Power Koch-Duo, bestehend aus Heather „Daisy“ Donaldson und Martin „Flippo“ Riedel, mischt seit knapp zehn Jahren mit ihrer vollwertigen veganen Retreat Küche europaweit ganz vorne mit, wenn es um Yoga und Meditations-Retreats, Workshops, Caterings und Gastroberatungen geht. Beide bringen ihre jahrelange Erfahrung in der Gastronomie und ihr kulinarisches Know-how, das sich auf vielen Reisen ständig weiterentwickelt, auf angenehmste Art in ihre Events mit ein. Auf ihren oft internationalen Retreats bekochen die beiden ihre Teilnehmer ausschließlich saisonal, vollwertig pflanzlich und verzichten auf jeglichen Industriezucker, bleiben dabei aber ganz undogmatisch, kunterbunt und locker. Voller Lebensfreude eben, was auch ihr kürzlich erschienenes Kochbuch wundervoll zum Ausdruck bringt. Ganz speziell ist den beiden Yogis das Backhandwerk und die Welt veganer Desserts ans Herz gewachsen, wo sie besonders viel experimentieren und Neues kreieren. Flippos glutenfreie Brote und seine vollwertigen Kuchen sind seit Jahren ein Geheimtipp und sowohl Daisys Klassiker wie ihre Streuselkuchen und Hefewaren, als auch gewagtere Kreationen wie Popcorn Brulée sind immer ein kulinarisches Highlight. Gesund und voller Lebensfreude pflanzlich backen und kochen, dafür stehen die „Pinkies“.

www.pinkelephantcooking.de

Interview mit Heather „Daisy“ Donaldson und Flippo Riedel

Viele Menschen reagieren beim Thema Veganismus ablehnend und verbinden diese Ernährungsweise mit einem Verzicht. Warum ist das so und wie ist es möglich, solche Vorbehalte abzubauen?

Daisy Donaldson: Da tierische Produkte in der wesentlichen Ernährungsweise stark verankert sind, wird es vielen Menschen erstmal als Verzicht vorkommen, diese Produkte aus dem Speiseplan zu streichen. Es liegt aber an uns, den Mehrwert in den Vordergrund zu stellen und die positiven Auswirkungen einer pflanzenbasierenden Ernährung zu erläutern. Es kommt dafür ja auch viel „Neues“ auf den Teller.

Flippo Riedel: Eine unserer Aufgaben ist es, den Menschen ohne erhobenen Zeigefinger zu erklären, dass eine vollwertige, pflanzliche Ernährung eine wesentlich gesündere und nachhaltigere Form der Ernährung ist. Sie ist kein Verzicht, sondern – im Gegenteil – eine Erweiterung des Speiseangebots.

Was sagt ihr zu dem Vorurteil, die vegane Küche sei eintönig?

Daisy: Eintönig kann jede Art von Ernährungsweise sein und wer mit offenen Augen einmal über einen Gemüse- und Obstmarkt geht, kann mir nicht erzählen, dass es da keine Vielfalt gibt. Sorry, aber mit dem Argument kommt man bei mir nicht weit.

Flippo: Die Vielfalt jeder Ernährungsform ist von jeder und jedem einzelnen abhängig.

Verbreitet ist auch die Annahme, dass Veganer*innen unter Nährstoffmangel leiden. Warum ist die vegane Küche aber doch gesund und was sind die wichtigsten Zutaten für eine ausgewogene Ernährung?

Daisy: Die Palette an Nahrungsmitteln, die uns als Veganer*innen und Nicht-Veganer*innen zur Verfügung steht, ist riesig. Vollwertiges Getreide, Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte sowie gesunde Fette – damit fährt jede*r gut.

Flippo: Es gab und gibt bestimmt auch noch einige Fälle von Vitamin-B12-Mangel. Wenn solche Vorfälle passieren, verbreitet sich das sehr schnell. B12 müssen Veganer*innen natürlich auch unbedingt noch supplementieren. Des Weiteren finde ich es schon sehr wichtig, dass jede*r ausreichend Proteine, Vitamine und Mineralstoffe zu sich nimmt. Vor allem bei einem erhöhten Nährstoffverbrauch durch Ausdauer- oder Kraftsport, auch bei der Ausübung dynamischer Yogaformen wie zum Beispiel Ashtangayoga oder Jivamuktiyoga. Allerdings ist das auch bei jeder anderen Ernährungsform so.

Was müsste die Politik aus eurer Sicht als erstes ändern, um die Situation von Tieren in der Landwirtschaft erheblich zu verbessern?

Daisy: Auf jeden Fall müsste sie die gesetzlichen Bestimmungen der Tierhaltung verschärfen und auch kontrollieren. Es liegt auch an der Politik, eine artgerechte Haltung für die Landwirtschaft beispielsweise in Form von Subventionen attraktiver zu machen. Solange diese Massentierhaltung sich für den*die Landwirt*in besser bezahlt macht, wird es sehr schwierig sein, Änderungen herbeizuführen.

Flippo: Die ökologische Landwirtschaft muss unbedingt mehr gefördert werden. Wichtig sind freier Auslauf für Tiere, Tageslicht und Frischluft, mehr Platz im Stall und die Fütterung mit eigenem biologischem Futter.

Sind vegane Zutaten wirklich teurer im Vergleich zu Gerichten, die auch tierische Bestandteile enthalten?

Daisy: Also ich komme mit einem Sack voll Reis, einem Sack Hülsenfrüchten und regionalem und saisonalem Gemüse schon sehr weit mit einem kleinen Budget.

Stimmt es, dass es aufwändiger ist, vegane Gerichte zuzubereiten?

Daisy: Ich bin der Meinung, dass das kein veganes Thema ist, sondern ein Grundsätzliches. Wenn man sich bewusst ernährt und frisch kocht, bedarf es eines gewissen Aufwands. Veganer*innen können genau so gut einfach nur zu Convenience-Produkten greifen. Null Aufwand, null Nährwert – also das gleiche Prinzip, wie es den Mischköstler*innen zur Verfügung steht.

Flippo: Dem stimme ich voll zu.

Wann und wie kam es bei euch zu der Entscheidung, vegan zu leben?

Daisy: So genau kann ich das gar nicht sagen, ich denke, das war vor etwa sieben Jahren. Ohne mich jetzt zu lange in Erklärungen zu stürzen kann ich sagen, dass mich meine Yogapraxis dazu brachte.

Flippo: Ich war überzeugter und leidenschaftlicher Fleischesser. Als ich vor 18 Jahren begann, Yoga zu praktizieren, hat sich zuerst die vegetarische, dann die vegane Ernährungsform fast von alleine eingestellt.

Mit welcher Zutat kocht ihr besonders gerne? 

Daisy: Mit Limetten- und Zitronenabrieb, Sojasauce und der kompletten Obst- und Gemüsepalette.

Flippo: Ich koche besonders gerne mit Linsen, Nüssen, Vollkorngetreide (VK-Mehl), Pilzen, Kartoffeln und allen frischen Gemüsesorten.

Welche Zutaten und Utensilien sollten in keiner Küche fehlen?

Daisy: Oh boy, da ist die Liste lang und sie wird immer länger, wenn man sich für das Kochen so richtig interessiert. Wichtig sind zum Beispiel eine gute Sojasauce, Zitrusfrüchte, Sobanudeln, Hülsenfrüchte, Nüsse, Erdnussbutter, Mehl, ein scharfes Messer, Mixer, Topf, Pfanne, Backofen und ein gescheiter Gemüsehobel.

Flippo: Ich ergänze noch: Misopaste, Tempeh und geräucherter Tofu.

Was schätzt ihr an der veganen Szene?

Daisy: Ich bin jetzt nicht so der Szene-Mensch, aber die kreative Vielfalt, die sich in den letzten Jahren entwickelt hat, erfreut mich sehr und ich finde sie super inspirierend. Schön, dass die Zeiten von „100 Variationen von Grünkernbratlingen“ vorbei sind. Was heutzutage teilweise auf die veganen Teller kommt, ist beeindruckend. Die Szene ist recht neu und hat viel Energie und tolle Ideen – das ist natürlich nicht nur auf das Essen, sondern auf den kompletten Lifestyle bezogen. Ich glaube, ich muss mich mehr in der Szene blicken lassen.

Flippo: Ich hab das Gefühl, dass es wieder mehr Menschen gibt, die sich für einen guten Lifestyle mit einer geilen Küche und richtig gutem Essen interessieren.